Um die Jahrhundertwende brachte ein unternehmungslustiger Varieté-Direktor frischen Wind ins provinzielle Regensburg. Simon Oberdorfers Velodrom war ein Vergnügungstempel. Das staunende Publikum erlebte Pistolenkünstler und Blitzdichter, dressierte Wölfe und die Sängerin Lona mit ihrem lichtscheuen Schimmel. Es gab ‚elektrische Projektionsschauspiele‘ zu sehen und ‚Kolossal-Gruppenbilder‘ des Turnerbundes. Einmal wurden sogar indische Elefanten zu einem Auftritt gekarrt, wobei eines der Tiere bei einem Unfall im Rangierbahnhof beide Stoßzähne verlor. 1939 aber musste Simon Oberdorfer seine Heimat verlassen, denn er war Jude – und damit vor den Nazis nicht mehr sicher. Es gelang ihm noch, einen Platz auf der ‚St. Louis‘ zu bekommen. Der luxuriöse Ozeandampfer verließ am 13. Mai die Hansestadt Hamburg. Mit dem Reiseziel Kuba. An Bord waren 906 deutsche Juden. Deren Freude über die geglückte Flucht hielt jedoch nicht lange an. Im Zielhafen Havanna durften die Passagiere nicht an Land. Und auch die amerikanischen Behörden wollten die Emigranten nicht aufnehmen. Es begann eine Odyssee: mit erschütternden Situationen, mit Verzweiflungstaten und mit Drohungen der Passagiere, sie würden Massenselbstmord begehen. In seinem Feature zeichnet Joseph Berlinger das dramatische Schicksal Simon Oberdorfers nach, sowie die weitere Geschichte des Velodroms, das heute dem Theater Regensburg als Spielstätte dient. Buchautor Georg Reinfelder kommt ebenso zu Wort wie die Velodrom-Forscher Günter Schießl und Hans Dieter Schäfer. Und auch eine Umfrage vor Oberdorfers Gedenktafel ist zu hören. Was wissen die Theatergänger über das Gebäude und dessen Gründer? Joseph Berlinger lebt in Regensburg. Neben seiner Theaterarbeit ist er freier Autor und Regisseur für den Rundfunk. Dem Hörbuch ‚Hoffnung Havanna‘ liegt ein Feature für Bayern2Radio zugrunde, das 2003 in der Reihe ‚Zeit für Bayern‘ gesendet wurde.
Medium: Audio Books
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Studio: LOhrBär-Verlag
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