Eine wunderschöne, philosophische Erzählung von Theodor Herzl, der mit seiner Schreibkunst Berge versetzte. Nach Russland – sagte, glaub‘ ich, Théophile Gautier – muss man im Winter und nach dem Süden im Sommer reisen. In den Prater muss man am Sonntag gehen. Aber nicht an einem feinen Sonntag im Frühling, wenn der hohe Fahrdamm der Nobel-Allee mit Kutschen bedeckt ist, wenn die eleganten oder nur reichen Leute auf Gummirädern vorbeisausen und sich gegenseitig mit gemischten Gefühlen betrachten. In den Prater muss man Sonntags im Hochsommer gehen, an einem recht schönen, heißen, staubigen Sonntag nachmittags, wenn es wie eine Ruhe der Verzweiflung auf der erschöpften Stadt liegt und in den ausgestorbenen Straßen niemand mehr zu sehen ist… Theodor Herzl (1860 – 1904) war ein österreichischer Schriftsteller, Publizist, Journalist und zionistischer Politiker. Seine hebräischen Vornamen waren Binyamin Ze’ev. Er schrieb 1896 anlässlich antisemitischer Tendenzen in Paris sein Buch Der Judenstaat, das wesentlich zur Gründung des modernen Staates Israel im Jahr 1948 beitrug.
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